Auszug aus der Jubiläumszeitschrifzt "100 Jahre Turnverein Madiswil" ab Seite 13.
Turnen – Die Anfänge
Als eigentlicher Begründer des Turnens, damals noch "Leibesübungen" genannt, gilt Friedrich Ludwig Jahn. Er versuchte 1811, in der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen, die Jugend für seine Übungen im Dienst der "nationalen Wiedererweckung" zu begeistern.
So entstand auch in der Schweiz eine Turnbewegung, welche mit kollektiver Ausführung von Turnübungen, manchmal an Turngeräten wie Barren, Reck, Kletterseil und Pauschenpferd ausgeübt wurde. Dies sollte zu einem nationalen Zusammengehörigkeitsgefühl führen, welches durch Symbole und Rituale wie Lieder, Fahnen, Uniformen und Leitsprüchen gestärkt wurde und die Begeisterung von so manch einem für das Turnen weckte.
Erste Turnergruppen entstanden 1816 in Bern, 1819 in Basel und 1820 in Zürich. Später wurden auch Turnaktivitäten in Chur, Aarau, Luzern und Genf bezeugt.
Nur ein paar Jahre später trafen sich 1832 einige Turner aus Zürich, Bern, Luzern, Basel und Baden zu einem Turnwettkampf in Aarau mit der Absicht, einen Gesamtschweizerischen Verein zu gründen. Damit wurde das Eidgenössische Turnfest geboren und wurde sogleich zum Gründungsakt des Eidgenössischen Turnvereins. Das „Eidgenössische“ wurde anfänglich jährlich, dann ab 1874 alle zwei bzw. drei Jahre durchgeführt wurde.
1932 ETV in Aarau im Schachen
Die Eidgenössischen Turnfeste waren eigentliche Nationalfeste, mit dem Ziel die Turner und Turnvereine durch Freundschaftsbande und patriotische Gefühle zu vereinen, die nationale körperliche und geistige Erziehung der Schweizer Jugend zu fördern, Turnübungen zu entwickeln und zu pflegen und diese in der Bevölkerung zu verbreiten.
Turnerischer und militärischer Vorunterricht
Um die körperliche Entwicklung der zukünftigen Rekruten der Milizarmee zu fördern, schlug ein Armeereformentwurf von 1868 vor, diese mit einem militärisch turnerischen Vorunterricht zu fördern. Ab 1874 wurde dieser sogar für das Knabenschulturnen obligatorisch. 1909 erlässt der Bundesrat eine Verordnung über den turnerischen und militärischen Vorunterricht für die männliche Jugend.
Wir erinnern uns, auch unser Turnverein entstand aus einer Gruppe junger Männer, welche an einem turnerischen Vorunterricht teilnahmen.
Vom Eidgenössischen Turnverein zum Schweizerischen Turnverband
Der bis in die 1960er Jahre von Patriotismus geprägte ETV passte sich etwas später an die modernen sportlichen und kulturellen Trends an. Die turnerischen Darbietungen, vor allem an den seit 1972 alle sechs Jahre durchgeführten Eidgenössischen Festen, verloren ihre frühere militärische Strenge und verwandelten sich in choreografische Auftritte, welche die Farben und Klänge der Jugendkultur adaptierten. 1985 schlossen sich der Männer- und Frauenverband zum Schweizerischen Turnverband (STV) zusammen. Unter dem Motto "Turnen für Jedermann" boten die Mitgliedervereine des STV eine breite Auswahl an Sportaktivitäten und Freizeitbeschäftigungen an, die auf die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen der verschiedenen Gruppen von Kindern bis Senioren zugeschnitten waren. Auch die Trendsportarten rhythmische Gymnastik und Aerobic hatten im STV Fuss gefasst und seit längerer Zeit wurden in den Sektionen des STV andere Sportarten wie Leichtathletik, Korbball, Volleyball, Handball, Orientierungslauf, Skifahren und Schwimmen ausgeübt.
Auch der Turnverein Madiswil ist heute dem STV und dem regionalen Turnverband Bern Oberaargau-Emmental (TBOE) angeschlossen.
Weitere Informationen:
Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz/Turnbewegung; http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16333.php